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AutorenbildHabakuk

Paintball Basics für Larry #3: Druckluft

Aktualisiert: 27. Aug. 2023

Du hast dir gerade einen Paintball-Markierer gekauft oder warst vielleicht einmal spielen? Oder noch gar nicht? Du hast zwar eine Ausrüstung aber noch gar nicht so richtig verstanden was das ganze Drumherum so soll? Dieser Artikel ist für dich!

Wie, du heißt gar nicht Larry? Das macht gar nichts. Man kann auch aus den Fehlern von anderen lernen - und dafür gibt es Larry. Wir waren auch alle mal wie Larry!

Dieser Artikel ist auch für alle die, die Larry zum ersten Mal mit aufs Feld nehmen. Man muss ihm nämlich doch ein paar Sachen erklären, bevor es losgeht. In dieser Serie wird daher mal alles von null erklärt, was dieses "Paintball" eigentlich ausmacht. Das muss einem ja alles erstmal jemand sagen.

Es ist nicht so, dass man danach schon alles weiß, aber irgendwo muss man ja anfangen.


Heute: Druckluft! Das wird vielleicht kompliziert. Ist jetzt auch voll viel zum Lesen! Zwischendurch immer mal Luft schnappen.



Druckluft

Druckluft, HP, HPA oder High Pressure Air ist das typische Gasgemisch, das zum Betrieb eines Paintball-Markierers verwendet wird. Es hat CO2 als Antriebsmittel fast komplett ersetzt. Das liegt an einer Vielzahl von Gründen, die gegen CO2 sprechen - etwa bessere Funktion von HP bei Temperaturschwankungen oder höhere Konstanz. Nur noch bei kleineren Kalibern oder "Pistolen"-Markierern wird CO2 noch hin und wieder verwendet, falls größentechnisch oder aus Designgründen kein Luftanschluss Platz hat. Oder in der Stock Class. Wegen Regeln. Notiz: Druckluft (wie auch CO2) ist ein kaltes Gas. Falls man bei der Lektüre des Waffengesetzes mal über “heißes Gas” / “kaltes Gas” stolpert. Übrigens: Larry hat das Waffengesetz noch nie gelesen. Sei nicht wie Larry.


Druckluft auf einem Paintballfeld kommt aus einem Kompressor. Der Druck - also wie stark die Luft komprimiert wird, bevor sie in eine Paintball Druckluftflasche gefüllt wird - wird am Feld entweder 200 oder 300 bar betragen. Man kann sich also vorstellen, dass hier durchaus Kräfte wirken, mit denen nicht zu spaßen ist. Zum Vergleich: Larrys Fahrrad- oder Autoreifen füllt man mit zwei bis drei bar Luftdruck.


Was bedeutet der Luftdruck konkret? Der Luftdruck bestimmt, wie stark die Luft zusammengepresst ist - je höher der Druck, desto mehr Luft geht in ein Behältnis mit demselben Volumen.


Aus besagtem Kompressor kommt also stark komprimierte Luft zu Larrys HP-Flasche, die meistens schon am Markierer montiert ist - was aber nicht sein muss, denn die Flasche ist unmontiert auch ein geschlossenes System, bis der Pin, der oben rausschaut, das Ventil freigibt.


Gehen wir also die wichtigsten Bestandteile einer Flasche einmal in der Reihenfolge durch, wie sie die Luft aus dem Kompressor erreicht.


1. Der Füllnippel


Das ist der Anschluss, über den man den Kompressor an die HP-Flasche anschließt. Typischerweise hat das “Kabel”, das vom Kompressor kommt, eine Kupplung (einen äußeren Ring), die man zurückzieht, dann die Flasche mit dem Kompressor verbindet und die Kupplung loslässt. Und los geht der Spaß! Was muss man zum Füllnippel noch wissen? Füllnippel NIEMALS ölen. Öl hat am Füllnippel nichts verloren! Hier kann man vermutlich wirklich mal guten Gewissens das Wort “Lebensgefahr” verwenden (Das wollte ich schon immer mal tun). Nicht mal Larry macht das.


2. Der Flaschenkörper aus Aluminium oder Komposit

Druckluftflaschen werden in Deutschland vom TÜV zertifiziert und sind auf einen Maximaldruck ausgelegt. Die typische Verleih-Flasche auf einem Spielfeld weist eine Druckkapazität von 200 bar auf. Diese Flaschen sind aus Aluminium gefertigt. Auch fast alle Flaschen, die es bisher für Magfed (das sind die kleinen, ca. 0,2l Flaschen) gibt, sind auf 200 Bar ausgelegt.

Daneben gibt es aber deutlich teurere, aus Kompositmaterial (Karbonfaser) gefertigte Flaschen, die 300 bar aushalten, und im Turnierpaintball ist das schon längst gang und gäbe. 300 bar Flaschen sind in der Regel am halbkugelförmigen Flaschenboden zu erkennen. Seit etwa 2018 erfreut sich auch im Magfed die graufarbene 300 bar 0,25l "Dye Core" immer mehr an Beliebtheit, entsprechende Dineros vorausgesetzt. Aber was soll das eigentlich?


Was ist der Unterschied zwischen 200 und 300 Bar?

Durch die stärkere Komprimierung der Luft auf 300 Bar kann man in einen Tank von gleicher Größe deutlich mehr Luft pressen - mehr Schüsse aus einer Flasche bei selber Größe.

Dazu gab es mal einen schönen Vergleich mit besagter Dye Core Flasche.

Dazu kommt, dass Kompositflaschen deutlich leichter als solche aus Aluminium sind.

Ein Nachteil von Kompositmaterial ist aber, dass diese Flaschen alle fünf Jahre zum TÜV müssen, während Aluminiumflaschen erst nach 10 Jahren den TÜV erneuern lassen müssen.



TÜV?

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Genau Larry, wie beim Auto. Auf einer HP-Flasche ist ein TÜV-Siegel.

Wichtig für die deutsche Zulassung ist das PI-Zeichen. PI ist ein griechischer Buchstabe und sieht so aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Pi_(Buchstabe)

Außerdem sind auf der Flasche die relevanten Daten für die Prüfzyklen notiert.


Hier liest man zum Beispiel: TÜV1 / 2014/06 (und dann kommt noch ein Pi). Das bedeutet die “Erstzulassung”, also ab wann die zehn Jahre (bei Aluflaschen) gezählt werden.

Diese Flasche muss also 2024 nachge-TÜVt werden.

Und wo kann man den TÜV machen lassen? Typischerweise kann diese Auskunft ein Paintball- oder ein Tauchgeschäft geben. Flasche (ohne Druck drauf) mitnehmen und freundlich fragen.


Was muss Larry sonst noch wissen? Wenn man es in einem Satz erklären will, dann das:

Es darf keine 200 bar Flasche an eine 300 bar Füllstation angeschlossen werden. Fertig. Larry, kannst du ein Manometer lesen? Nein? Dann halte dich an diese Regel. Wenn du weiterliest, dann erfährst du den Rest.


Andersrum ist es kein Problem, eine 300 bar Flasche an einer niedrigeren, 200 bar Füllstation aufzufüllen.

Denn: Die Luft, die im Kompressor auf einen Druck von 200 bar komprimiert wurde, versucht sich in der Flasche entgegen der Komprimierung wieder auf “Normaldruck” auszubreiten, und es wirken entsprechende Kräfte auf die Flasche. Aber die Flasche ist stärker, denn sie kennt die coolen Jungs und Mädels vom TÜV, und die magische Kraft der Physik. Es wird schlicht deutlich weniger Druck im Kompressor aufgebaut, als die Flasche aushält.


“Aber wenn ich mehr Druck habe, dann schieße ich auch schneller, oder?” Leider nicht, Larry - der Luftdruck in der Flasche hat trotz Allem keinerlei direkten Einfluss auf die Schussgeschwindigkeit. Mehr Bar in der Flasche heißt mehr Luft am Mann, nicht weitere Flugbahn der Paintballs. Denn zwischen Flasche und Markierer liegt …


3. Der Regulator

Kein über HP betriebener Paintballmarkierer arbeitet “ungefiltert” mit dem Druck auf der HP-Flasche als Betriebsdruck. Der Regulator (das Teil mit dem Schraubgewinde an der Flasche) regelt den Luftdruck auf ein konstantes Maß herunter, noch bevor die Luft die Flasche verlässt, und den Markierer am ASA erreicht. (ASA = Air Source Adapter, “das Teil am Markierer, wo man die Flasche reinschraubt”)

Bonusinformation: Würde man zwischen Flasche und Markierer einen Luftschlauch ("Mamba") anschließen, würde auch dieser nie mit dem reinen Flaschendruck in Kontakt kommen. Weil dazwischen der Regulator ist.


Durch den Regulator kann ein HP-betriebener Markierer sehr konstant schießen, obwohl der Druck in der Flasche ja mit jedem Schuss durch die entweichende Luft sinkt. Durch das Herunterregulieren zwischen Flasche und Markierer kann - solange genug Druck da ist - ein konstantes Druckniveau im Markierer aufrechterhalten werden.

Notiz: Das ist bei CO2-12g Kapseln anders, denn die CO2-Kapseln sind quasi wie eine Flasche ohne Regulator. Entsprechend schwankt hier die Schussgeschwindigkeit stärker, und nimmt mit jedem Schuss beständig ab.


4. Das Manometer

Zurück zu HP: Man sieht den Druck in der Flasche, bevor der Regulator ins Spiel kommt (also nicht den Betriebsdruck im Markierer) auf dem Manometer am Regulator:

Wir merken uns für später: Im Bild liegt der Druck bei ca. “1” Da steht außerdem "x1000" und "psi".

1 steht also für ca. 1000 PSI.


So ein Manometer will aber natürlich erstmal interpretiert werden, war PSI nicht diese magische Kraft mit der man Energiestrahlen ballert und fremde Hirne kontrolliert? Schon, Larry. Aber hier im Paintball ist PSI (Pound per Square Inch) einfach eine andere Skala, um Druck zu messen. Also eigentlich wie Bar. Und hier die Umrechnung.


Wie man also errechnen kann, wäre "3" in Wirklichkeit 3000 PSI, also etwa 206 Bar.

Die oben angezeigte 1 ist natürlich dann etwa ein Drittel einer kompletten 3000 PSI / 200 Bar Füllung.

Auch logisch: Mit einer 200 Bar Füllstation wird man nie mehr als “3” in die Flasche bekommen. Der Kompressor hat die Luft schlicht nicht weiter als 200 Bar / 3000 PSI komprimiert und kann gar nicht mehr Luft ins System drücken als das.

Larry kann an der 200er Station also nichts Gefährliches falsch machen.


Bonusinformation: Ist es eigentlich schlimm, wenn ein Sprung im Manometer ist? Nein Larry, die Anzeige, auf der die Plexiglas-Scheibe liegt, steht nicht selbst unter Druck. Wäre auch ziemlich interessantes Plexiglas.


Eine 300er Füllstation presst die Luft auf knapp 4500 PSI zusammen (= 310 Bar). Sollte man also (LIES WEG, LARRY) wider besseren Wissens eine 200 bar Flasche an eine 300 bar Füllstation anschließen, so muss man selbst darauf achten, dass man beim Übertragen der Luft in die Flasche die “3”-Marke nicht überschreitet.


“WÜSO?!”


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Überschreitet der Druck in der Flasche durch zu langes Befüllen den zulässigen Maximaldruck, wird das nicht gutgehen. An und für sich würde irgendwann die Flasche platzen, und Larrys Gesicht gleich mit. Natürlich nicht direkt bei 201 Bar, aber ab einer Toleranzschwelle. Damit es nicht soweit kommt, gibt es an jedem Regulator einen Failsafe-Mechanismus, die sogenannte Berstscheibe oder Burst Disk. Sogar zwei, gleich mehr dazu.


Man kann sie sich wie eine Sollbruchstelle vorstellen - wenn der Druck zu hoch wird, dann platzt die Berstscheibe, noch bevor die Flasche ihr Limit erreicht, und der Druck entweicht durch die so entstandene Öffnung in der Berstscheibe. Das ist ziemlich laut, man kriegt einen Schreck und man hat eine Flasche, die man ohne neue Berstscheibe nicht mehr verwenden kann.

Bonus: Viele neue Freunde an der Luftstation.


Aber positiv gesagt: Man ist nicht tot und kann immer noch einen Artikel lesen, der einem Druckluft mal für Larries erklärt. Und ein paar neue Berstscheiben bestellen.

Das ist alles schon ein bisschen Verantwortung, aber eben kein Spaß (normales Wochenende in Tschechien).


5. Berstscheiben

Und so sehen sie aus, die Spießgesellen (an einer 300 Bar Flasche):

berstscheibe 7.5k
7,5k meint 7500 PSI, das sind rund 517 Bar.
berstscheibe 1.8k
1,8k meint 1800 PSI, das sind rund 124 Bar.

“Aber da stehen ja ganz verschiedene Zahlen drauf!”

Genau, Larry! So ist das nämlich.

Das sind die PSI-Zahlen, bei denen die Scheibe jeweils bersten wird, also das absolute technische Maximum, das das komplette Setup "vor" bzw. "hinter" dem Regulator mitmacht.


Die Berstscheibe mit der höheren Zahl ist so angebracht, dass sie dem Flaschendruck ausgesetzt ist. Deswegen hält diese Berstscheibe auch viel mehr aus als die andere, die auf der herunterregulierten Markiererseite ist. Der Druck in der Flasche, bevor er den Regulator erreicht, ist ja wie gesagt deutlich höher als der Druck “hinter” dem Regulator.


So sieht das dann aus, je nach Flasche:

300 Bar-Flasche: Flaschenseite 7,5k, Markiererseite: 1,8k

200 Bar-Flasche: Flaschenseite: 4,5k oder 5k, Markiererseite: 1,8k.

Die Berstscheibe an einer 200 Bar Flasche verabschiedet sich also bereits bei 4500 / 5000 PSI oder 310 / 345 Bar. Man sieht also auch, was mit Toleranzschwelle gemeint war - natürlich hält die Flasche bis dahin auch durch, sonst wäre der ganze Mist ja umsonst.


“Aber wenn auf der Markiererseite immer 1,8k steht, ist dann im Markierer immer derselbe Druck, egal welche Flasche dran ist?” Jetzt haben es alle verstanden, Larry!

"Aber dann hilft die Flasche ja gar nicht beim snipen?" Genau, Larry! Auch wenn 10x First Strike drauf steht!


Bonusinfo: Neben dem Gewinde für die Berstscheibe ist immer aufgedruckt, welche Scheibe dort eingesetzt werden soll (auf den Fotos oben etwa "7.5k only". Das ist englisch und heißt "nur 7,5k". "k" steht für "kilo", "kilo" ist griechisch für Tausend). Damit man es nicht falsch machen kann, Larry!


6. Wie der Regulator regelt

Und wie macht das jetzt dieser Regulator mit dem Druck?

Hier erklärt es ein Inder und dazu gibt's ein schönes bewegtes Bild:



Kurz gesagt: Eine Feder (wir nennen sie hier mal "Gegenfeder") drückt gegen den Druck aus der Flasche und öffnet ein Ventil nur leicht. So lässt der Regulator also weniger Luftdruck durch als vor dem Ventil anliegt. "Hinter" dem Ventil ist also weniger Druck als "davor".

Bei typischen Paintballregulatoren sind über der Gegenfeder mehrere "Shims" oder Tellerfedern eingelegt. Für den Laien: Das sind Scheiben mit Loch in der Mitte und einem schlitzförmigen Schnitt. Da sie die Gegenfeder zusammendrücken, erhöhen sie deren Federdruck. Also: Je mehr Shims, desto stärker der Federdruck dieser "Gegenfeder" >> Desto weiter öffnet sie das Ventil >> Desto höherer Druck hinter dem Ventil = Höherer Ausgangsdruck am Regulator >> Mehr Eingangsdruck im Markierer.


Achtung, sollte man an den Shims etwas ändern, unbedingt im Anschluss den Markierer neu chronen! Höherer Druck im Markierer kann natürlich die Schussgeschwindigkeit verändern, und das kann im Zweifel auch die deutsche Zulassung des Markierers gefährden.


Es gibt nützliche YouTube-Videos, wie man Tellerfedern / Shims austauscht. An sich simpel, aber wir können hier natürlich keinerlei Haftung übernehmen. Selbst Informieren, und im Zweifel jemanden fragen. Wer es sich nicht zutraut, Finger weg. Nochmal für Larry: Ein Regulator ist kein Spielzeug!



7. Betriebsdruck

Inwieweit der Regulator den Flaschendruck über die in ihm eingebaute Feder herunterregulieren kann, hängt vom Regulator ab (Beispiel: ein "SLP" - Super Low Pressure- regelt weiter herunter als ein "SHP" - Super High Pressure-Regulator).


Wie weit man runtergehen sollte, damit der Markierer optimal funktioniert (=Der Betriebsdruck eines Markierers) ist vom Markierermodell abhängig.

Die Spannweite liegt hier zwischen

a) etwa 1100 PSI (ca. 82 Bar), ein Beispiel: TGR2, dazu passend: ein SHP Regulator mit 1100 PSI Ausgangsdruck.

... und ...

b) zwischen 100-160 PSI (ca. 11 bar), ein Beispiel: EMEK, dazu passend: ein SLP Regulator mit ca. 300 PSI Ausgangsdruck, der von der EMEK durch einen weiteren Inline Regulator nochmal herunterreguliert wird.


Larry, hast du dir die 1000 PSI vom Foto oben gemerkt? Für eine EMEK mit 160PSI Betriebsdruck reichen 1000 PSI auf dem Manometer (=in der Flasche) natürlich noch, weil ein so hoher Druck für den Regulator keinerlei Unterschied dabei macht, weiterhin fröhlich herunterzuregeln. Aber wenn eine TGR 1100 PSI Druck benötigt, dann ist 1000 PSI auf dem Manometer schlicht zu wenig, ob mit oder ohne Regulator. Der Regulator kann ja den Druck nur herunterregulieren, sonst wäre es ein Kompressor.


Und was passiert wenn der Druck zu niedrig ist?

Der typische Blowback Markierer “bläst ab” (was dann für Larry nach “Vollauto” klingt) und verliert Luft durch den Lauf. Es gibt verschiedene Varianten dieses Verhaltens: - Der Markierer bläst grundsätzlich bei jedem Schuss ab.

- Der Markierer bläst beim ersten Leerschuss ab. Schüsse mit Paintball funktionieren. - Der Markierer "stottert" nur kurz beim ersten Leerschuss und muss neu gespannt werden.


Warum?


Der Markierer braucht einen gewissen Mindestluftdruck für den “Firing Cycle” - die komplette Abfolge aus Ventilöffnung, Schuss und Zurückversetzen des Systems in den Ausgangszustand, und Arretierung dort.


Der letzte Schuss öffnet also mechanisch das Luftventil im Markierer, der Druck reicht vielleicht auch nochmal zum Schießen (vermutlich mit durchwachsener Reichweite), aber der Bolzen kann danach mangels ausreichend Druck nicht mehr komplett in den Ausgangszustand gebracht werden und arretiert nicht. Also schlägt der Bolzen mehrfach das Eingangsventil im Markierer an - Folge: Das Ventil, aus dem die Luft für den letzten Schuss kam, bleibt nicht geschlossen. Die restliche Luft in der Flasche fließt also in sehr kurzen Stößen in den Markierer, durch das offene Ventil bis in den Lauf und in die Freiheit. Außer man bringt mitten während des "Rülpsers" noch den Bolzen von Hand in die Ausgangsstellung und spannt neu - aber dann passiert beim nächsten Schuss dasselbe. Man muss nachfüllen.


Nochmal zum Kucken, wie das in einem Blowback Markierer innen aussieht - nur dass der große grüne Back Bolt rechts eben nicht mehr einrastet:

Was bedeutet also ein niedrigerer Betriebsdruck in Realität?

Je weniger der Markierer an Betriebsdruck braucht, desto mehr Schuss kann man abgeben, bevor der Druck in der Flasche nicht mehr ausreicht, um den Markierer einmal den “Firing Cycle” durchlaufen zu lassen. Man kriegt also mehr Schuss aus ein- und derselben Flasche.

Ein Markierer mit niedrigem Betriebsdruck hat also am Ende denselben Effekt wie der Umstieg von einer 200 Bar- zu einer 300 Bar Flasche, und beide Effekte addieren sich natürlich auch gegebenenfalls. Niedriger Betriebsdruck + 300 Bar = Viele Paintballs pro Flasche.


“Das ja alles voll kompliziert”.

Genau, aber jetzt lies es nochmal Larry, und dann gehen wir ...


8. Chronen, chronen, chronen

Das Einstellen der Schussgeschwindigkeit am Markierer nennt sich Chronen, abgeleitet vom Chronometer ("Chrony"), dem Messgerät, und geschieht typischerweise so:


Zwei bis drei Testschüsse (laaaangsam) direkt über den Chrony schießen - jeweils Geschwindigkeit prüfen - Regulieren der Geschwindigkeit über eine Schraube und/oder Feder - Zwei bis drei Testschüsse - usw.


Wie genau das Regulieren der Geschwindigkeit am Markierer im Einzelnen geschieht, hierzu liest man sich am besten die Betriebsanleitung seines Markierers durch. Larry hat das übrigens immer noch nicht gemacht. Sei nicht wie Larry.


"Ich hab die aber nicht".

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Dann google "[Dein Markierer] manual", oder geh auf YouTube.


Über den im Manual beschriebenen Mechanismus wird dann technisch ...

a) entweder der Luftdurchlass am oben genannten Ventil reguliert: also wie lang es Luft in den Markierer hinein lässt, die dann für das Beschleunigen des Paintballs zur Verfügung steht. Je mehr davon, desto stärker wird der Ball beschleunigt.

oder

b) andere Systeme werden nicht über die Ventilöffnungszeit, sondern über den Arbeitsdruck im Markierer gechront (zum Beispiel EMEK oder M17). Je höher der Druck, desto höher die Geschwindigkeit.

Aber selbst wenn man nicht weiß, was genau passiert, wichtig ist das Ergebnis, das auf dem Chronometer ("Chrony", Geschwindigkeits-Messgerät) steht, und dass dieser Wert kleiner gleich dem Wunschwert des Paintballfelds ist - welcher natürlich wiederum der Rechtslage im umgebenden Land geschuldet ist.


Man sollte also grundsätzlich vor Beginn des ersten Spieles am Tag zum Chronen gehen und sicherstellen, dass man sich in Sachen Schussgeschwindigkeit im für das Feld genannten Rahmen bewegt. Wetterbedingte Schwankungen im Laufe des Tages können die Gegebenheiten (Paintgröße und Luftdruck) aber durchaus leicht ändern, so dass es über den Tag hinweg Schwankungen geben könnte. Es schadet daher nicht, auch nach dem Morgen im Zweifel nochmals nachzuchronen.


Sollte man nicht chronen (ja, ich schaue dich an, Larry!), oder aber ein Idiot sein, so hat man eventuell eine "Hot Gun". "Aber das macht doch bestimmt jeder" - nein, das macht nicht jeder. Und wenn dich jemand mit einer Hot Gun erwischt, dann ein frohes Gespräch. Denn selbst wenn man Fairness als Argument nicht gelten ließe (LARRY!!), ab einem gewissen Grad spielt man da mit der Gesundheit seiner Mitmenschen, das ist dann plötzlich gar nicht mehr so witzig. Kehlköpfe, Schläfen und Weichteile dieser Welt sehen das aber vielleicht etwas enger.

Bonusinfo: Trag Schutzkleidung, Larry.

Apropos First Strike: Erneut chronen sollte man übrigens auch, wenn man vorhat, auf First Strike Rounds zu wechseln, denn diese erzeugen bei ansonsten gleichen Bedingungen je nach Markiereraufbau einen Sprung um etwa 20 - 30 FPS nach oben - und nur weil es First Strikes sind, gelten trotzdem die selben Regeln. Das heißt, man muss "runterchronen", um First Strikes regelkonform zu spielen. Sorry, Larry. Und das wiederum heißt, dass man sich typischerweise für First Strike ODER Roundball an einem Spieltag entscheidet, außer man steht lieber am Chrony als zu spielen. Kannste ja selbst entscheiden, Larry!

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